Baustelle: «Baustelle»
Die Baubranche steht vor vielen Herausforderungen, muss sich quasi neu erfinden. Auch auf der Baustelle wird digitalisiert und gilt es, nachhaltig die Zukunft zu bauen.
Die Baubranche steht vor vielen Herausforderungen, muss sich quasi neu erfinden. Auch auf der Baustelle wird digitalisiert und gilt es, nachhaltig die Zukunft zu bauen.
Acht Prozent des globalen CO2-Ausstosses geht auf Zement zurück: Weltweit ist die Bauindustrie einer der grössten Verbraucher natürlicher Ressourcen. Nachhaltig bauen ist darum eine grosse Herausforderung für den Bausektor.
Sie will sich nur schwer von den «Klimakillern Beton und Zement» trennen, die eigentlich noch viel stärker gebraucht werden in Zukunft, weil sich Städte vergrössern und Infrastrukturen ersetzt bzw. ausgebaut werden müssen. Alternativen gibt es, Hanfbeton oder Geopolymerbeton beispielsweise. Oder ganz auf andere Baustoffe wie Lehm oder Holz zu setzen. Zu schaffen macht der Baubranche auch die Verfügbarkeit von Baustoffen zu erschwinglichen Preisen.
Der Weg zu einer nachhaltigen Bauwirtschaft ist noch lang. Marianne Stähler, Geschäftsführerin des Vereins eco-bau eco-bau.ch, wird in einem Artikel auf fokus.swiss zitiert: «Das Baugewerbe ist sich der Thematik bewusst.» Es brauche ein Umdenken hin zu einer kundenzentrierten Sicht, mehr Innovation in einem von Normen und Vorgaben bestimmten Umfeld. Dazu gehören auch neue Labels des Netzwerks Nachhaltiges Bauen Schweiz nnbs.ch, die im September 2023 lanciert werden. Mit dem SNBS-Areal entsteht derzeit der Nachfolger des 2000-Watt-Areals. Eine Übersicht über alle aktuellen Labels und Standards findet sich hier: www.nnbs.ch/ubersicht-standards-und-labels
Die Baustelle «Baustelle» umfasst aber weit mehr als Nachhaltigkeit. Ein weiteres Problem, mit dem die Baubranche zu kämpfen hat, ist der Fachkräftemangel. In vielen Regionen ist es schwierig, qualifizierte Fachkräfte zu finden, die den Anforderungen des modernen Bauwesens entsprechen. Nur 36,4% der Bauarbeiter stammen 2022 laut Statista aus der Schweiz, der Rest kommt aus Portugal, Italien und den Balkanländern. Die Arbeitslosigkeit ist tief. Martin Maniera, Ökonom und wissenschaftlicher Mitarbeiter Politik des Schweizer Baumeisterverbandes hat bereits 2022 in einem Grundsatzartikel beschrieben, dass es mehr Anerkennung für handwerkliche Berufe brauche, die Ausbildung digitaler werden und die Generation Z besonders ansprechen müsse, die in Projekten statt vollständigen Laufbahnen denken.
Digitalisierung ist eine weitere Herausforderung für die Baubranche. Der Schweizer Baumeisterverband hat hierzu den «Baumeister 5.0» definiert. Autonome Baumaschinen, Drohnen und 3D-Drucker würden so selbstverständlich wie die intelligente Vernetzung von Mensch und Maschine. Aktuell steht BIM (Building Information Modeling) im Zentrum der Digitalisierung. Die «Bauwerksdatenmodellierung» schafft eine einheitliche Datenbasis für alle Planungs- und Realisationsschritte eines Bauwerks. Nimmt der Architekt beispielsweise Anpassungen vor, verändet sich die Menge anderer Komponenten, beispielsweise die Zahl der einzubauenden Fenster. Laut dem Jahresbericht 2022 von Bauen Digital Schweiz bauen-digital.ch ist die Digitalisierung ein gutes Stück vorangekommen. Ein internationaler openBIM-Standard entsteht, siehe www.buildingsmart.org.
Künstliche Intelligenz ist seit langem ein Thema in der Baubranche. KI kann bei der Planung und Durchführung von Bauprojekten helfen, indem sie Prozesse automatisiert und Analysen durchführt. Zum Beispiel kann KI die Materialauswahl optimieren, indem sie verschiedene Kriterien wie Kosten, Nachhaltigkeit und Verfügbarkeit berücksichtigt. Auch bei der Überwachung von Bauprojekten kann KI eingesetzt werden, um Fehler schnell zu erkennen und zu beheben, Infeffizienzen im Ablauf zu erkennen und Kosten in Echtzeit zu schätzen. Bereits gibt es erste autonome Baumschinen für spezifische Aufgaben. KI kann auch die Sicherheit auf der Baustelle verbessern, indem sie Drohnenbilder auswertet und erkennt, wer ohne Helm unterwegs ist oder Feuchtigkeitsprobleme rasch erkennt. Die Plattform 4builders.net zieht ein positives Fazit: «Künstliche Intelligenz wird die gesamte Baubranche sicherer und effizienter machen.»
Eine generelle Herausforderung für die Baubranche ist die steigende Komplexität von Bauprojekten. Sie erfordern eine höhere Spezialisierung der Fachkräfte und stellen höhere Anforderungen an das Projektmanagement. Besonders Grossprojekte leiden unter Komplexität, die sichtbar wird bei Termin- und Projektüberschreitungen. Die Technische Universität von Braunschweig schrieb bereits 2020 als Fazit einer Studie: «Die Ergebnisse zeigen, dass die Einführung eines Komplexitätsmanagements bei Bauprojekten zu einer Verbesserung der Beherrschung von Änderungen beitragen kann. Allerdings bleibt das Komplexitätsmanagement bei Bauprojekten ein weitgehend unerforschtes Feld.»