Herausforderung durch ChatLP angenommen?
Die Schule wandelt sich. Vielen nicht schnell genug. Sechs Vorschläge für ein neues Schulsystem.
Die Schule wandelt sich. Vielen nicht schnell genug. Sechs Vorschläge für ein neues Schulsystem.
1987 herrschten noch andere Sitten und Gebräuche in der Schule. Die Wandtafel und Kreide, schöne Schriften und herrliche Bilder an der Wand prägten den Schulbetrieb, als ich rasselnd durch die Lehrprobe fiel, weil ich nicht singen konnte und, nun ja, Zeichnen konnten die meisten der Kinder besser als ich. Mein Lehrpatent erhielt ich trotzdem, unter der strengen Bedingung, dass ich mich nie bewerben dürfe. Ein Lehrer, der keinen Musikunterricht erteilt, das ginge gar nicht. Tempi passati. Immer noch sind Lehrpersonen in vielen Kantonen händeringend gesucht. Doch wie ginge es besser? Das Schulmuseum Bern stellt auf schulezukunft.ch fünf Initiativen für die Schule der Zukunft vor. Und wir sechs weitere Ideen dazu.
Sicher ist, seit Pestalozzi hat sich vieles verändert, die Lehr- und Lernformen sind moderner, die Wandtafel multimedialer, die Prokischreiber fast überall verschwunden. Dennoch hinkt die Digitalisierung immer noch den Möglichkeiten hinterher, stehen neue Lösungsanbieter wie beispielsweise Classtime.com mit interaktiven, KI-gestützten Tests immer noch in den Startlöchern. Ein Bericht der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF) hat noch 2021 festgestellt, dass zwar immer mehr Hardware Einzug gehalten hat, jedoch die Internetanbindungen oft zu langsam seien - und der Hauptteil der Lehrmittel immer noch analog. Der Bildungsbericht Schweiz 2023 zeigt Forschungsdefizite im Bereich der Digitalisierung im Bildungswesen auf.
Keine Defizite zeigt die Palette der bereits verfügbaren digitalen Schulwerkzeuge. Auf der Bildungsplattform educa navi.educa.ch sind mehr als 100 von ihnen dokumentiert.
Wie in der Privatwirtschaft auch - auf die die jungen Menschen vorbereitet werden - steht die konkrete Anwendung der künstlichen Intelligenz im Mittelpunkt. Schon heute ist absehbar, dass solche Software viele Aufgaben besser und schneller denn je ausführt. Anstatt in Google mit ein paar Suchworten Internetseiten aufzurufen, zu bewerten und zu nutzen für die eigene Arbeit, steht einem im Prompt von ChatGPT das ganze antrainierte Internet bis Ende 2021 zur Verfügung, aus dem die Software “selbstbewusst” die Antworten heraussucht. Mit anderen KI-Werkzeugen kann man Bilder erzeugen, annähernd fotorealistische sogar. Bekannt geworden sind etwa Angela Merkel und Barack Obama turtelnd an einem Sandstrand, der Papst in einer Designerjacke oder die Verhaftung Donald Trumps.
Somit muss die Schule die Urzeit der Digitalisierung verlassen und in kurzer Zeit sich mit den Veränderungen im Lernverhalten auseinandersetzen. Die «ChatPDGogik» neu schreiben. Wie schärft man die Sinne der jungen Menschen für Fakes jeder Art? Wie entwickeln sich selbstbewusste und selbstbestimmte junge Menschen im Kugelhagel von Manipulation, Social-Media-Geschwätz und journalistischer Minderqualität? Wie wird der Datenschutz im Schulzimmer gewährleistet, wenn Software aus der Cloud jeden Lernpfad bestimmen, auswerten und speichern darf, somit quasi ein Echtzeitbild der Lernfortschritte entsteht. Braucht es noch Noten? Hausaufgaben? Braucht es noch eine Anwesenheitspflicht? Braucht es überhaupt noch Lehrpersonen, wenn die KI das YouTube-Klassenzimmer steuert? Wenn ja, wie sieht seine Rolle künftig aus? Wie geht man mit Falschinformationen der KI um? Wie baut man sie in den Lernprozess ein? Diese und weitere Fragen stehen im Raum.